Möhren-Frikadellen, die beinahe Murks geworden wären

Puuuuuh. Das wäre beihnahe schief gegangen. Dann hätte es hier keine leckeren Möhren-Frikadellen, sondern eher unansehnlichen Möhren-Murks gegeben. Beziehungsweise natürlich nicht hier, denn hier präsentiere ich euch selbstverständlich nur gelingsichere Rezepte - aber auf meinem Teller hätte sich doch um ein Haar ein Malheur breitgemacht. Denn ursprünglich sollten das hier gar keine Möhren-Frikadellen sein, sondern hübsche knusprige Möhrenpuffer, gefunden im bisher absolut überzeugenden Kochbuch Deutschland vegetarisch unter dem noch hübscheren Namen "Stemmelkort" (sie stammen aus Nordrhein-Westfalen, die hübschen Kleinen). Doch bereits die Tatsache, dass auf 800 Gramm Gemüse gerade mal 1 EL Mehl, 1 EL Semmelbrösel und ein Ei kommen sollten, machte mich etwas stutzig. Das können doch keine kompakten, knusprigen Puffer werden, oder?


... wurden es auch nicht. Trotz großer Bemühungen (sie bemühte sich sehr...) hatte ich nur Pamps in der Pfanne, der nicht bräunte und beim mutigen Wende-Versuch sofort wieder auseinander fiel. Also hab ich nur kurz gehadert, um dann den Plan von den knusprigen Puffern ad acta zu legen und stattdessen saftige Frikadellen zu machen. Guter Plan! Dazu habe ich dem Teig einfach 4 EL Mehl zusätzlich beschert (im Rezept unten bereits angepasst), die Frikadellen noch in Semmelbröseln gewendet und dann gebraten. Darüber, dass es zuviel Mehl sein könnte, müsst ihr euch keine Sorgen machen - die Frikadellen schmecken richtig schön fein und wunderbar saftig!

Und dann tun sich ganz viele Möglichkeiten auf. Zunächst einmal kann man die Frikadellen heiß, lauwarm oder kalt essen. Im letzteren Zustand sind sie auch die richtige Besetzung fürs Party-Buffet, den Wanderrucksack oder die Picknickdecke. Und nicht zuletzt kann man ihnen mit Gewürzen und Beilagen ganz verschiedene Drehs geben. Da ich ja ursprünglich westfälische Möhrenpuffer im Kopf hatte, habe ich meinen Teig entsprechend mit Pfeffer, Salz und Muskat gewürzt und erst mal wie im Buch vorgeschlagen zu Feldsalat mit Buttermilch-Dressing serviert. Sehr lecker, aber für die restlichen Frikadellen packte mich etwas die Experimentierlust bzw. der Appetit auf ein orientalisches Essen. Daher habe ich sie gemeinsam mit Gurkenscheiben, Ajvar und Minz-Joghurt in Pita-Brote gefüllt, was auch ausgezeichnet geschmeckt hat. Wenn man das gleich von Anfang an vorhat, könnte man an den Möhren-Frikadellen auch das Muskat weglassen und sie stattdessen z.B. mit Kreuzkümmel und Harissa, mit Ras-el-hanout oder einem anderen orientalischen Gewürz nach Wunsch würzen.

Rezept
für ca. 10 Frikadellen

800g dicke Möhren
1 Lorbeerblatt
1 Sternanis
800 ml Gemüsebrühe
1 Zwiebel
5 EL Mehl (Type 405)
1 TL Backpulver
1 EL Semmelbrösel + mehr zum Wenden der Frikadellen
1 Ei (Größe M)
Salz, Pfeffer aus der Mühle
Muskatnuss
2 EL Butterschmalz

Möhren schälen. 150g Möhren abwiegen und beiseite legen. Die übrigen Möhren in grobe Stücke teilen und mit Lorbeer und Sternanis in der Brühe zugedeckt ca. 20-25 Min. weiche kochen. Möhren dann abgießen, abtropfen lassen, fein zerstampfen (nicht pürieren!) und abkühlen lassen.

Die beiseite gelegten Möhren sehr fein raspeln. Zwiebel in feine Würfel schneiden. Beides mit dem Möhrenstampf mischen. Mehl und Backpulver mit 1 EL Semmelbrösel mischen und mit dem verquirlten Ei rasch unter den Möhrenstampf mischen. Mit Salz, Pfeffer und einer Prise frisch geriebener Muskatnuss mischen. 10 Min. quellen lassen.

Dann aus der Masse Frikadellen formen und in Semmelbröseln wenden. Butterschmalz in einer Pfanne erhitzen, Frikadellen hinein legen, leicht flachdrücken und bei mittlerer Hitze von jeder Seite 4-5 Min. braten, bis sie appetitlich gebräunt sind. Auf Küchenpapier abtropfen lassen.

Quelle
Stevan Paul, Katharina Seiser: Deutschland vegetarisch  

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